CD RELEASE

Binder&Krieglstein
Alles verloren
AY CD 14
Vertriebe: Indigo (D), Universal (A), RecRec (CH)

Produced by Shantel

Binder&Krieglstein setzt nach Falco und Kruder & Dorfmeister Österreich wieder auf die Weltkarte zeitgenössischer Popmusik. Nach dem Vienna Soundhype, der ein ephemeres Phänomen blieb, wird hier ein weltoffener Sound präsentiert. Wo der typische Wiener Sound sich hinter einem faden Sounddesign versteckte und die ideale Tapete für langweilige Werber bildete oder bestenfalls als Hintergrundgedudel von Modenschauen taugte, zeigt uns Binder&Krieglstein, dass er keine Angst vor eingängigen Hooklines hat, vor abgehenden Melodien, richtigen Songs. Seine kosmopolitische Attitüde lässt uns an Manu Chao oder Beck denken: Kein Wunder, denn Binder&Krieglstein ist ein ebensolcher Soundpirat. Auch er liebt bisweilen trashige Klänge, aber mit feiner Klinge, wilde Melodien, aber immer mit Raffinesse. In dieser Shantel-Produktion verbinden sich Elektronik, Brass Madness und Pop, Reggae und HipHop-Beats mit intelligenten (deutschen & englischen) Texten.

Pop-Appeal unterm Familienwappen

"Alles verloren" heißt sie, die neue Platte von Binder&Krieglstein. Aber nicht, dass hier einer glaubt, jetzt wäre die Depro-Nummer dran. Denn Rainer Binder-Krieglstein sieht das mit dem Verlieren nicht so eng. Alles eine Frage des Stils, würde er sagen. Und mit dem Stil, das muss man ihm lassen, da kennt er sich aus.

Nur woher hat der Binder diese Klasse, woher die Kaltschnäuzigkeit, das sorglose Temperament? Ein Blick aufs Cover, und wir ahnen es: Von blauem Geblüt ist er! Zwar ist Gut und Geld verloren, aber den Binder kümmert's nicht: Er macht Musik, als ob es kein Morgen gäbe. Trashige Klänge, aber mit feiner Klinge, wilde Melodien, aber immer mit Raffinesse. Seine Vorfahren seien aus dem Elsässischen gekommen, sagt er. Und dort seien schließlich auch Sauerkraut und Champagner die glücklichsten Verbindungen eingegangen. Nun: nicht dass man dem Binder alles glauben muss, aber den Hang zum souveränen Kombinieren, den hat er. Darum verließ er auch seine österreichische Klause, um glückliche Verbindungen für sein Album zu suchen. In Frankfurt, bei Label-Betreiber und Club-Culture-Innovator Shantel (Bucovina Club / BBC Award-Preisträger) ist er fündig geworden. Ja, ein Händchen fürs Verbinden, das hatte er immer schon. Der Shantel übrigens auch.

Und eine Nonchalance in den Brüchen. Da sollte man diverse Erbschaften nicht unterschätzen, nicht wahr. Weil die Binders und die Krieglsteins schon immer Leute fürs Grobe und fürs Feine gewesen sind: Hersteller von Weinfässern und Ingenieure, Landwirte, Goldschmiede und Kulturbeamte. Stadtmusikanten auch. Sagt die Familienchronik. Und Nostalgiker: Wie Bruno, Verfasser der "Jugenderinnerungen eines alt-österreichischen Salonlöwen". Und der Binder selber? Sagen wir es einmal so. Er ist Privatier. Ein gründlicher Müßiggänger. Ein Mann von Welt, aber mit Klo am Gang. Und unterm feinen Zwirn das Familienwappen tätowiert. Ein Pfundskerl. Auch noch, wenn alles verloren ist.

Binder&Krieglstein: "Mir macht es Spaß, Dinge zusammenzubringen, die eigentlich nicht zusammengehören. Das heißt in diesem Fall, den doch sehr kruden Mix meiner Produktionen in einen Sound übersetzen zu lassen, der die Handschrift von Shantel trägt. Das heißt auch, Schnittmengen mit anderen Sparten zu finden. Meine Sängerin Makki zum Beispiel ist eigentlich bildende Künstlerin (sie studiert an der Universität für angewandte Kunst in Wien), was die Arbeit ungemein spannend macht, weil da ständig verschiedene Zugänge verhandelt werden müssen. Es gibt auch Beiträge von Eva Jantschitsch, Uwe Bubik, Rainer von Vielen, Sasha Prolic, Richie Winkler, Lothar Lässser und Kurt Bauer, die musikalisch sehr unterschiedlich sind."

Ach ja: Die Sache mit dem Titel, 'Alles verloren' ist natürlich nicht nur ironisch gemeint. Denn das Driften, das Verloren-Gehen hat einfach Potential, gerade und besonders für die künstlerische Arbeit. Insofern strebe ich da schon nach einem gewissen Gleichmut, weil Verluste auch immer etwas frei räumen. Dass meine Familiengeschichte da gut anschließt, hat den Ausschlag für das Cover gegeben. Das Wappen ist übrigens echt!"

TRACKLIST

01. Raupe
02. Alles verloren feat. Rainer von Vielen (voc)
03. Piraten feat. Eva Jantschitsch (voc)
04. Drink All Day feat. Makki (voc)
05. Daddy feat. Makki (voc)
06. Spit feat. Makki & Uwe Bubik (voc)
07. Monkey-Disco feat. Sasha Prolic (voc)
08. Wir Wissen Nicht feat. Uwe Bubik & Marc (voc)
09. Pietons feat. Makki (voc)
10. Smile feat. Makki (voc)
11. Without Me feat. Uwe Bubik & Makki (voc)

BIOGRAFIE BINDER & KRIEGLSTEIN

Eine Zeitlang trugen die angesagtesten Formationen und Projekte der österreichischen Musikszene spröde Doppelnamen: Kruder & Dorfmeister, Dzihan & Kamien, Pulsinger & Tunakan. Es waren schlichtweg die Familiennamen der Protagonisten, die im Zug des „Vienna Sound“-Hypes der neunziger Jahre internationale Strahlkraft entwickelten und zu Aushängeschildern eines neuen Pop/Elektronik-Selbstverständnisses wurden. Als sich dann auch noch Binder & Krieglstein ins Namensverzeichnis eintrugen, war der erste Reflex der Gedanke an kecke Trittbrettfahrerei. Weit gefehlt: hier manifestierte sich à priori der Witz, die Ironie und das spielerische Selbstverständnis von Rainer Binder-Krieglstein aus Graz. Hinter dem vermeintlichen Newcomer-Duo steckte einer. Rainer. Und sonst keiner.

„Punkige Lo-Fi-Attitüde, trashiger Elektronik-Sound und eine gute Portion Humor“ attestierte FM4 folgerichtig dem Debutalbum „International“. Hier zeigte der Schlagzeuger, der zuvor bei Fetish 69, Sans Secours und in diversen Jazzbands getrommelt hatte, was in ihm steckte. Samples, Loops und Sounds, beherzt zusammengeschnürt durch das Drumming und die Vision von Binder-Krieglstein. Rainer legt Wert darauf, mit Menschen zu musizieren, die ihm sympathisch sind - da scheinen unterschiedliche Stilrichtungen auch kein Hindernis zu sein. Solange die Chemie stimmt, geht alles. Egal, ob Elektronik, Blasmusik oder Pop. Purer Eklektizismus? Eher: abgeklärte Lebenslust. Weitfächriger Minimalismus. Der Drang, Stimmungen, Attitüden und Gefühlslagen einzufangen und hochkonzentriert an den immer wieder freudig überraschten Hörer weiterzugeben. Binder&Krieglstein – live: Da ist für schrullige Folk-Gitarren ebenso Platz wie für quengelige Kontrabässe, atmosphärische Downtempo-Grooves, swingende Jazz-Texturen und straighte Tech-House-Beats. (Walter Gröbchen: www.monkeymusic.at).

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